"Wir müssen den Pazifismus neu definieren"

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Säulen auf der rechten Seite mit christlichen Symbolen und Fliesen unten.

"Wir müssen den Pazifismus neu definieren"

"Wir müssen den Pazifismus neu definieren"

Oster-Gespräch der BZ mit dem Hermannsburger Theologen und Pazifisten Professor Dr. Moritz Fischer über Krieg und Frieden, Zweifel und pazifistische Perspektiven

Professor Moritz Fischer, Experte für Weltchristentum und Missionsgeschichte, warnt vor der Instrumentalisierung der deutschen Friedensbewegung für politische Zwecke. Als Hochschullehrer an der Hochschule für Interkulturelle Theologie in Hermannsburg setzt er sich seit Langem für Gewaltfreiheit und Dialog in Konflikten ein – auch im Ukraine-Krieg. Kürzlich kritisierte er Prominente wie Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer, denen er vorwirft, basisdemokratische Friedensinitiativen für eigene Agenden zu vereinnahmen.

Fischers Engagement für die Friedensarbeit reicht Jahrzehnte zurück. In den 1970er-Jahren verweigerte er den Wehrdienst und leistete stattdessen Zivildienst bei schwerstbehinderten Jugendlichen. Heute wirkt er in Organisationen wie der katholischen Friedensbewegung Pax Christi mit, die verhandelte Lösungen für die Ukraine fordert – ohne bedingungslose Waffenlieferungen oder weitere militärische Eskalation.

Als Theologe verknüpft Fischer symbolische und spirituelle Deutungen mit seiner Botschaft. Der Holzschnitt „Christus zerschlägt das Gewehr“ steht für ihn als Aufruf zur aktiven Verwandlung: Jesus inspiriert Menschen, die Welt zu gestalten, statt nur über sie zu predigen. Diese Haltung teilt er mit der Osterfriedensinitiative in Unterlüß, wo er das Manifest „Der Krieg muss enden! Gewaltfreiheit wirkt!“ mitunterzeichnete. Zwar unterstützt Fischer das Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung, doch lehnt er den Begriff „gerechter Krieg“ ab – denn jeder Konflikt entspringe tiefem menschlichen Versagen. Eine moderne Friedensbewegung, so Fischer, müsse über veraltete Modelle hinauswachsen und eine tiefere spirituelle Dimension einbeziehen. Trotz aller Herausforderungen bleibt er zuversichtlich: Der menschliche Friedenstrieb werde sich am Ende durchsetzen. Die Ostergeschichte – mit ihren Themen von Auferstehung und Befreiung – gibt ihm Hoffnung. Sie verheißt Vergebung und Erneuerung, selbst mitten im Krieg. Seine Arbeit, sagt Fischer, speise sich aus diesem Glauben: dass der Glaube sowohl Realismus angesichts des Leidens als auch beharrliche Hoffnung auf Wandel verlange.

Fischers Position verbindet praktischen Aktivismus mit theologischer Reflexion. Er lehnt die Politisierung von Friedensbewegungen ab und setzt auf Dialog statt Aufrüstung. Seine Vision, geprägt von jahrzehntelangem Engagement, besteht darauf, dass nachhaltiger Wandel sowohl spirituelle Tiefe als auch konkretes Handeln erfordert.