Gericht gibt Vegan-Leder-Klage ab

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Mehrere Lederstücke sind auf einer flachen Oberfläche angeordnet.

Gericht gibt Vegan-Leder-Klage ab

Gerichtsurteil: Lederindustrie unterliegt in Rechtsstreit

Teaser: Nach einer Klage des Verbands der Deutschen Lederindustrie (VDL) gegen den veganen Taschenhersteller Nuuwai wegen der Verwendung der Begriffe „Apfelleder“ und „veganes Leder“ hat das Landgericht Hannover heute entschieden: Entgegen der Auffassung des VDL seien die Bezeichnungen weder irreführend noch wettbewerbswidrig. Die vorsitzende Richterin stellte in der mündlichen Verhandlung klar, dass keine Verwechslungsgefahr mit tierischem Leder bestehe, ...

10. September 2019, 16:27 Uhr

Schlagwörter: Wirtschaft, Finanzen, Handel

Deutsches Gericht stärkt vegane Lederhersteller nach Klage der traditionellen Branche

Das Landgericht Hannover hat sich in einem Rechtsstreit auf die Seite der Hersteller veganer Lederalternativen geschlagen. Die Klage des Verbands der Deutschen Lederindustrie (VDL), wonach Bezeichnungen wie „Apfelleder“ oder „veganes Leder“ Verbraucher in die Irre führen würden, wies das Gericht zurück. Die Entscheidung fällt in eine Zeit, in der die Nachfrage nach tierleidfreien Materialien weltweit steigt.

Die Tierrechtsorganisation PETA begrüßte das Urteil als „Sieg für nachhaltige und ethische Materialien“. Die Organisation setzt sich seit Langem gegen die Lederindustrie ein und verweist auf die Schäden für Tiere, Arbeiter:innen und die Umwelt.

Auslöser des Verfahrens war eine Klage des VDL gegen den veganen Taschenhersteller Nuuwai, der in seiner Werbung die Begriffe „Apfelleder“ und „veganes Leder“ verwendet hatte. Der Verband argumentierte, solche Bezeichnungen seien täuschend und benachteiligten die traditionelle Lederbranche. Das Gericht sah jedoch keine Hinweise auf eine Verbrauchertäuschung – insbesondere, da der Begriff „vegan“ allgemein verstanden werde.

Das Urteil passt sich in einen größeren Wandel ein, wie Leder definiert wird. Der Duden, das führende deutsche Nachschlagewerk, hat seine Online-Einträge kürzlich erweitert und pflanzliche sowie synthetische Materialien unter den Begriff „Leder“ aufgenommen. PETA hatte zuvor gefordert, dass Wörterbücher diese Alternativen anerkennen sollten, da Sprache moderne, ethische Produktionsmethoden widerspiegeln müsse. Veganes Leder – hergestellt aus Materialien wie Ananasfasern, Pilzen oder recycelten Kunststoffen – kommt mittlerweile in Mode, Fahrzeuginnenräumen und Möbeln zum Einsatz. Branchenanalysten prognostizieren, dass der globale Markt für diese Materialien bis 2025 ein Volumen von über 85 Milliarden US-Dollar erreichen wird.

Treiber dieser Entwicklung sind wachsende Bedenken hinsichtlich Tierschutz und Umweltbelastung durch die herkömmliche Lederproduktion, die Praktiken wie Brandmarken, Kupieren von Schwänzen und den Einsatz giftiger Chemikalien umfasst. PETA, die sich gegen Speziesismus – die Annahme einer Überlegenheit des Menschen über andere Lebewesen – engagiert, betont die ethischen und ökologischen Vorteile veganer Alternativen. Die Organisation argumentiert, dass eine erweiterte Definition von „Leder“ die heutigen nachhaltigen Innovationen besser abbildet.

Mit dem Urteil fällt eine rechtliche Hürde für Unternehmen, die pflanzliche oder synthetische Lederalternativen herstellen. Angesichts der bereits im Wandel befindlichen Wörterbuchdefinitionen unterstreicht die Entscheidung die zunehmende Akzeptanz tierleidfreier Materialien. Der Markt für veganes Leder dürfte nun weiter wachsen, da immer mehr Marken und Verbraucher:innen auf ethische Alternativen setzen.