Die Grünen starten in Hannover ihren radikalen Imagewandel – mit überraschenden Brücken zu Wirtschaft und Arbeitnehmern

Die Grünen starten in Hannover ihren radikalen Imagewandel – mit überraschenden Brücken zu Wirtschaft und Arbeitnehmern
Die Grünen treffen sich in Hannover, um ihr Image zu erneuern
Die Grünen kamen am vergangenen Wochenende in Hannover zusammen, um ihr öffentliches Bild neu zu gestalten. Die Parteiführung wollte zeigen, dass sie die Sorgen der Arbeitnehmer versteht und nicht nur eine elitäre Gruppe ist. Auf dem Parteitag wurden zudem klarere Positionen in den Bereichen Verteidigung, Klima und Wirtschaft formuliert.
Die Delegierten stimmten für die Wiedereinführung der allgemeinen Musterung für junge Männer – ein Schritt, der einen Bruch mit der traditionell pazifistischen Haltung der Partei bedeutet. In der Außenpolitik bekräftigten sie Israels Existenzrecht sowie das Recht der Palästinenser auf Selbstbestimmung. Eine vollständige Waffenembargo-Forderung lehnten sie jedoch ab und sprachen sich stattdessen gegen Rüstungsexporte aus, die im Gazastreifen gegen das Völkerrecht verstoßen könnten.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf wirtschaftlicher Gerechtigkeit. Geplant sind eine einkommensabhängige Klimadividende sowie die Rückkehr des 9-Euro-Monatstickets für den öffentlichen Nahverkehr. Die Finanzierung soll durch zusätzliche Steuern auf die Gewinne von Fossilkonzernen erfolgen. Die Partei betonte zudem Verständnis für Menschen, die für gelegentliche Flüge sparen – eine Abkehr von früherer Kritik am Flugverkehr.
Cem Özdemir, einer der führenden Köpfe der Grünen, positionierte sich als Brückenbauer zwischen Umweltschutz und Wirtschaft. Er argumentierte, dass Klimapolitik mit der Industrie und nicht gegen sie gestaltet werden müsse. Damit brach er mit der Parteitradition und lehnte ein Verbot von Verbrennermotoren ab 2035 ab. Stattdessen will er die deutschen Automobilregionen zu Zentren der zukünftigen Fahrzeugproduktion machen.
Özdemir kündigte zudem an, im März kommenden Jahres als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten in Baden-Württemberg anzutreten und damit Winfried Kretschmann abzulösen. Sein Wahlkampf wird voraussichtlich darauf abzielen, grüne Politik mit industriellem Wachstum in Einklang zu bringen.
Der Parteitag in Hannover markiert eine Neuausrichtung der Grünen. Die Partei passt ihre Positionen an, um eine breitere Wählerschaft anzusprechen, ohne ihre Kernwerte aufzugeben. Nun steht sie vor der Herausforderung, diese Pläne in den anstehenden Wahlen in Stimmen umzumünzen.

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