Deutschlands Atomausstieg ist vollzogen – doch der Preis ist hoch

Deutschlands Atomausstieg ist vollzogen – doch der Preis ist hoch
Der lange Weg zum deutschen Atomausstieg
Ankündigungstext Deutschland hat im April seine letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet – nach Jahren des Ringens. Zwar haben Wind- und Solarenergie im Laufe der Zeit an Bedeutung gewonnen, doch das Land bleibt stark abhängig von Kohle und Gas. Der Atomausstieg könnte nun das Risiko bergen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen sogar noch zu verstärken.
Veröffentlichungsdatum 4. Mai 2023, 10:00 Uhr MESZ
Schlagwörter Umwelt, Klima, erneuerbare Energien, Klimawandel, Wissenschaft, Energie, Umweltforschung, Finanzen
Artikeltext Deutschland hat offiziell seine letzten drei Atomkraftwerke vom Netz genommen und damit das Ende der Atomenergie im Land besiegelt. Die Entscheidung folgt auf Jahrzehnte politischer Debatten und öffentlicher Widerstandsbewegungen; der vollständige Ausstieg wurde im April 2023 vollzogen. Damit ist Deutschland nach Italien die zweite große Volkswirtschaft, die vollständig auf Atomstrom verzichtet.
Die Ablehnung der Atomkraft in Deutschland nahm in den frühen 1980er-Jahren Fahrt auf, befeuert von den Spannungen des Kalten Krieges und der Angst vor einem Atomkrieg. Anti-Atomkraft-Aktivisten gründeten 1980 die Partei der Grünen, die bereits 1983 erstmals in den Bundestag einzog. Ihr Einfluss wuchs in den folgenden Jahren stetig.
1998 schlug eine Koalition aus SPD und Grünen vor, die Atomkraft bis 2022 schrittweise abzuschaffen. Dieser Plan wurde später von der CDU wieder gekippt. Der entscheidende Wendepunkt kam 2011, als Bundeskanzlerin Angela Merkel nach der Fukushima-Katastrophe ihre zuvor beschlossene Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke zurücknahm. Der Atomausstieg war damit wieder auf Kurs – mit dem Zieljahr 2022.
Trotz der durch Russlands Ukraine-Invasion 2022 ausgelösten Energiekrise hielt Deutschland an seinem Vorhaben fest. Die letzten drei Meiler wurden im April 2023 endgültig abgeschaltet. Seither deckt das Land seinen Bedarf vermehrt durch Kohle und importierten Atomstrom aus Frankreich. Staatlich geförderte Braunkohlekraftwerke, betrieben von Unternehmen wie RWE und LEAG, verursachen aufgrund des anhaltenden Einsatzes fossiler Brennstoffe die höchsten CO₂-Emissionen.
Studien zeigen die Folgen dieses Wandels auf. Ein Bericht aus dem Jahr 2022 schätzt, dass der Atomausstieg Deutschland jährlich zwischen 3 und 8 Milliarden Euro kostet. Gleichzeitig legen Untersuchungen der Klimawissenschaftler Pushker A. Kharecha und Makiko Sato nahe, dass eine Priorisierung der Abschaltung von Kohle- und Gaskraftwerken gegenüber Atommeilern zwischen 2011 und 2017 bis zu 4.600 Menschenleben hätte retten können.
Deutschlands Ausstieg aus der Atomenergie hat die Abhängigkeit von Kohle und ausländischen Energiequellen zementiert. Die Entscheidung spiegelt eine langjährige politische und gesellschaftliche Ablehnung der Kernkraft wider, geht jedoch mit höheren Emissionen und wirtschaftlichen Kosten einher. Nun, da die letzten Reaktoren vom Netz sind, wird die energetische Zukunft des Landes davon abhängen, wie schnell der Übergang zu einer postfossilen Ära gelingt.

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